Käsemythen

Käse schließt den Magen

Käse schließt den Magen. Zu dieser Aussage zieht man am besten die historische, die wissenschaftliche und die praktisch gelebte Variante heran. Denn "Käse schließt den Magen" meint vieles.

Historisch

Der Ausspruch "Käse schließt den Magen" soll angeblich auf Plinius den Ältern zurück gehen, ein Römer, der im ersten Jahrhundert nach Christi gelebt hat. In dem Werk "Handbuch der Käse" von Mair-Waldburg ist dies zusammen gefasst. Allerdings gibt es viel von ihm zu diesem Thema. Er meinte auch, dass ältere Käse dem Magen noch zuträglicher seien als junge, ungesalzene. Er schrieb, dass alter Käse den Durchfall stillen kann, aber er notierte auch, dass er den Körper abmagern lasse. Der Römer Varro meinte dagegen, und das geht auch in die Richtung "Käse schließt den Magen", dass am nahrhaftesten und am schwersten verdaulich die Käse aus Kuhmilch sind, dann die aus Schafmilch und am wenigsten nahrhaft und am leichtesten verdaulich seien die Ziegenkäse. Nicht verwunderlich, wenn in mittelalterlichen Schriften, die aus den alten Büchern schöpften, über Käse ganz widersprüchliche Meinungen stehen.

Wissenschaftlich

Jitka Sovová hat in ihrer Diplomarbeit "Menschliche Organe der Verdauung - Magen, Leber, Galle - und ihre Symbolik in der in der deutsch- tschechischen Phraseologie" sich mit derartigen Äußerungen wie "Käse schließt den Magen beschäftigt. Wir zitieren von Seite 36:

„Käse ist nahrhaft und macht satt. Wissenschaftler erklären sich die sättigende Wirkung von Käse folgendermaßen: Während der Reifung des Käses wird ein Teil des enthaltenen Fettes zu freien Fettsäuren abgebaut. Diese nun im Käse enthaltenen freien Fettsäuren gelangen über die Speiseröhre und den Magen in den Dünndarm. Dort entstehen durch die Verdauung des Fetts im Käse noch mehr freie Fettsäuren. Wenn die freien Fettsäuren mit der Darmschleimhaut in Kontakt kommen, schüttet diese hormonähnliche Stoffe aus, z. B. Enterogastron. Das Enterogastron verlangsamt die Magentätigkeit und sorgt dafür, dass sich der Magenausgang schließt. Auf diese Weise verzögert sich die Magenentleerung, der Magen bleibt gefüllt und die "Magenfühler" melden den Füllungszustand ans Gehirn. Daraufhin sendet das Gehirn Sättigungssignale aus und wir fühlen uns satt.“

Praktisch gelebte Variante

In einem klassischen Menü in Frankreich folgt der Käse dem Hauptgang, danach erst wird die Süßspeise serviert. Hier ist also das "Käse schließt Magen" gar nicht zutreffend und auch nicht übertragend gemeint. Hier hat der Käseteller nur einen ganz praktischen und sehr sympathischen Grund: Er soll den Wein begleiten, den man vom Hauptgang noch übrig hat. Und wenn es schön ist bestellt man an dieser Stelle auch noch ein Fläschchen nach.


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